Das heißt, dass wir ab dem 01.April eines jeden Jahres für drei Monate – zusammen mit den Kindern – alle Spielsachen „in Urlaub schicken“, also aus den Gruppenräumen entfernen. Als Spielmaterial verbleiben lediglich die Einrichtungsgegenstände, Decken, Kissen, Papier und Farben, Bücher, die Kuscheltiere der Kleinen zum Schlafen und alles, was man sonst noch so findet… Natürlich fällt auch der „Spielzeugtag“ am Montag bzw. Freitag weg. Alle Zusatzangebote, die Bildungseinheiten im Bereich Französisch sowie in der Schulvorbereitung bleiben selbstverständlich weiterhin Bestandteil unseres Wochenplans.
Vor allem für unsere neuen Eltern tauchen damit sicherlich einige Fragen auf. Aber auch für uns ErzieherInnen ist es an der Zeit, nochmals zurückzudenken, was die spielzeugfreie Zeit bedeutet und warum wir uns vor nunmehr zwanzig Jahren entschieden haben, dieses Konzept in unserer Einrichtung umzusetzen:
Die spielzeugfreie Zeit ist neben der Zweisprachigkeit einer der wesentlichsten konzeptionellen Bestandteile unserer pädagogischen Arbeit. Das Hauptziel dieses Ansatzes ist die Suchtprävention.
Kann denn Spielzeug süchtig machen?
Natürlich brauchen Kinder „Zeug zum Spielen“. Und davon haben sie in unserer modernen Zeit mehr als genug. Was Kindern heute jedoch häufig fehlt, ist frei verfügbare Zeit sowie die Möglichkeit, sich selbst, die eigenen Fähigkeiten, Potentiale und auch Grenzen zu entdecken, Kreativität zu entwickeln und sich unabhängig von vorgegebenen Spiel-Sachen miteinander zu beschäftigen.
Kinder haben immer schon gespielt, lange bevor es Puzzles, Lego, Barbie-Puppen, Play-Station und Bob den Baumeister gab. All diese vorgefertigten, käuflich zu erwerbenden Gegenstände scheinen heute selbstverständlich zu sein – die Kinder „wünschen“ sie sich. Und sie dienen all zu oft als Trostpflaster und Ersatzbefriedigung für die vielen Kümmernisse, Einschränkungen und Frustrationen, die das Leben mit sich bringt. Spielsachen sind heute häufig mehr Statussymbole als wirkliche Spielmaterialien.
Steine, alte Bettbezüge, Knöpfe, Kartons…. Es gibt unendliche viele kostenlose Materialien, mit denen sich hervorragend spielen lässt. Frustrationen auszuhalten, Lösungen für Probleme zu finden statt sich abzulenken, sich selbst etwas auszudenken und andere dafür zu begeistern – das sind die „Angebote“, die wir Ihren Kindern während der spielzeugfreien Zeit machen.
Wir Erzieherinnen werden während dieser Zeit das Gruppengeschehen möglichst wenig lenken, keine Vorgaben machen und noch intensiver als sonst die Kinder beobachten und das Beobachtete dokumentieren. Für Fragen und Gespräche stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung und an Ihren Rückmeldungen sind wir ebenfalls sehr interessiert.